Dackel Schlappi und die Menschensprache

Der Dackel Schlappi war noch jung. Komisch war für ihn nur, dass alles in der Welt "Pfui" hieß.

Wenn er an den Beinen von Tante Helga herumschnupperte, hieß es Pfui. Pfui hießen die Pantoffeln unterm Bett. Pfui war die dämliche Henne auf dem Hof, die immer gackernd davon rannte und "Dooock-dooock-dock-dock-dock" schrie, wenn man mit ihr "Fang mich" spielen wollte. Pfui hieß das Kissen auf dem Sessel, Pfui die Teppichkante und Pfui die Wurst auf dem Teller in der Küche.

Pfui hießen die Leute, die nachts nicht schlafen konnten und am Haus vorbei spazierengehen mußten. Am Vormittag kam der Postbote Pfui, mittags die dicke Nachbarin Pfui , die immer so lange tratschte, dass es zum Jaulen war. Und wenn man sich über den großen Harras von nebenan ärgerte und ihn anbellte, weil er so von oben herab guckte, hieß es wieder Pfui.

Besonders schlimm aber wurde es einmal, als so ein ganz großes braunes Tier mit vier Beinen und einem langen Schwanz auf der Straße stand. Das war noch viel größer als Harras; und darauf saß jemand, der aussah, als ob er gleich herunter fallen würde. Wirklich fürchterlich sah das aus, so ein Riese von Tier mit noch was drauf! Da konnte man doch nicht davon rennen, da mußte man sich seine Angst aus der Schnauze bellen, da mußte man dem Riesentier nach den Beinen schnappen. Aber wie haben sie da alle geschrien, die dort herumstanden! Von allen Seiten kreischte und rief und brüllte es: "Pfui!"

Merkwürdig: Warum haben die Menschen eigentlich nur ein Wort für alles Aufregende in der Welt?

Dietrich Pregel